Monitoring von Kleintieren in der Trinkwasser-Verteilung durch Hydrantenbeprobungen
Eine orientierende Überprüfung eines TW Netzes kann durch eine standardisierte Beprobung von
Hydranten erfolgen, je 1 m3 Wasservolumen werden bei einer Strömung von > 0,5 m sec-1
entnommen. Die Kleintiere werden hierbei schonend über ein NDHD (Niederdruck-Hochdurchsatz) Edelstahlfilter mit 100 µm Maschenweite abgetrennt und mikroskopisch analysiert.
Die INWERT Datenbank ermöglicht es, Richt- und Grenzwerte für die verschiedenen Kleintiere im Rohrnetz zu definieren,
(1) ohne Befund bzw. vereinzeltes Vorkommen = Normalbesiedlung,
(2) tolerierbare Besiedlung (=Kontrollbereich) und
(3) Massenentwicklung (= Handlungsbedarf).
Das flächenhafte bzw. längerfristige Monitoring der Besiedlung von
Trinkwasser-Verteilungssystemen erfolgt ebenfalls standardisiert über Hydranten und Abtrennung der Organismen über NDHD Edelstahlfilter. Die Bewertung und Klassifizierung der Häufigkeit der Kleintiere erfolgt mit statistischen Methoden durch die Datenbank mit > 2500 Datensätzen.
Durch das standardisierte Monitoring an Hydranten können ohne großen Aufwand orientierende Untersuchungen zur Besiedlung von Trinkwassernetzen
durchgeführt werden.
Durchgeführte bzw. laufende Projekte
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Rohrnetzpflege: Überprüfung des Trinkwassernetzes entsprechend der Technischen Regel W 271 des DVGW.
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Rohrnetzpflege: Erfassung des Vorkommens von Wasserasseln und anderer Rohrnetzbewohner durch standardisierte Hydrantenbeprobungen.
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Rohrnetzpflege: Anwendung von organismenspezifischen Spülverfahren zum Austrag von Rohrnetzbewohnern (Klare Wasserfront,
CO2 Spülverfahren, CO2-Schirm Kombinationsspülung).
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Ursachenforschung: Förderung von Aeromonas putida durch das Auftreten von Wasserasseln (Asellus aquaticus) – Int. Projekt.
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Rohrnetzpflege: Analyse des Eintrages und der Verbreitung von Höhlenasseln (Proasellus cavaticus) in einem Trinkwassernetz.
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Rohrnetzpflege: Flächenhafte CO2 Spülungen in Trinkwassernetzen zum Austrag von Wasserasseln und Wasserschnecken .
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Rohrnetzpflege: Untersuchungen zum Eintrag und zur Verbreitung von Wasserschnecken in Trinkwassernetzen (Gyraulus crista und andere Arten).
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Rohrnetzpflege: Entwicklung und Umsetzung einer Spülstrategie für Zuckmückenlarven (Paratanytarsus grimmii) in Trinkwassersnetzen.
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Ursachenforschung: Förderung der Entwicklung von coliformen Keime als Folge des Auftretens von Zuckmückenlarven (Paratanytarsus grimmii).
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Wachstum und Vermehrung: Populationsdynamische Analyse der Zuckmückenlarven (Paratanytarsus grimmii) in einem Trinkwassernetz.
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Klimafolgeforschung: Untersuchungen zum Einfluss der Trinkwassertemperatur im Netz auf das Wachstum der Rohrnetzbewohner.
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Entwicklung von Eckwerten / Grenzwerten für die Besiedlung von Trinkwassernetzen durch Organismen.
Kleintiere in der Trinkwasserverteilung –
Vorkommen und Bewertung
In den Trinkwasser-Versorgungsnetzen kann es zu einer vermehrten Entwicklung bis hin zu einem massenhaften Auftreten von Kleintieren (Invertebraten) kommen, neben den nicht sichtbaren Einzellern
(Amöben) und kleinen Mehrzellern (Fadenwürmer, Hüpferlinge und Wasserflöhe) treten auch sichtbare Makro-Invertebraten wie Wasserasseln, Borstenwürmer und Zuckmückenlarven auf. Die
Makro-Invertebraten stellen ein ästhetisches Problem in der Trinkwasserversorgung dar und hygienische Beeinträchtigungen können durch den Kot der Tiere (der Kot ist außerordentlich stabil) und
durch abgestorbene Tiere auftreten.
Die Beobachtung von Kleintieren in der Trinkwasserverteilung führt in der Regel bei den Verbrauchern zu Irritationen bzw. zu einer spontanen Ablehnung des Produktes `Trinkwasser´. Doch einige
Fakten sollten berücksichtigt werden:
- Trinkwasserversorgungssysteme können nicht frei sein von Kleintieren, da diese eine zentrale Rolle in der Wasseraufbereitung (biologische Filter) übernehmen.
- Kleintiere sollten nur in geringer Anzahl in Trinkwasser-Verteilungssystemen auftreten, ohne dass es zu Beeinträchtigungen der Nutzer führt.
- Das Vorkommen von Kleintieren in Trinkwasser-Versorgungssystemen sollte regelmäßig kontrolliert werden (= biologische Trinkwasserqualität).
- Bei erhöhtem Vorkommen von Kleintieren müssen diese durch geeignete Maßnahmen reguliert werden (= Rohrnetzpflege), hierfür stehen verschiedene Techniken zur Verfügung
(hydrodynamische Modellierung, Spülverfahren, Einbau von Partikelfiltern).
- Ein erhöhtes Vorkommen von Kleintieren in Trinkwasser-Versorgungssystemen erhöht das Risiko des Auftretens von potentiell human pathogenen Keimen, hier sind die Gesundheitsämter
einzubinden.
Neue innovative Untersuchungs- und Behandlungskonzepte
sind entwickelt worden:
- Das CO2-Spülverfahren zum Austrag von Wasserasseln, hierbei narkotisiert das CO2 die Wasserasseln, so dass diese sich nicht mehr an der Rohrwandung festklammern können. Das
CO2-Spülverfahren ist mit den Professor Adalbert Seifriz Preis (2013) und dem Zenit Innovationspreis (2015) ausgezeichnet worden.
- Kopplung der Rohrnetzspülung mit dem NDHD (Niederdruck-Hochdurchsatz) Filtersystem zur Erfassung des Austrages der Kleintiere.
- Monitoring der Rohrnetzbesiedlung durch Hydrantenbeprobungen und Aufbau einer Datenbank (> 1000 Einträge) zur Bewertung des Vorkommens der Kleintiere.
Abb. Wasserassel. ©Gunkel Abb. Kotpellets der Wasserasseln. ©Gunkel